Warum das visuelle System so entscheidend für schulisches Lernen ist: der Zusammenhang mit Konzentration, Schulprobleme, Legasthenie (LRS) & ADHS
- Sarah | Viki-Training

- 24. Nov.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Dez.
Ein aufklärender Artikel für Eltern
Viele Eltern kennen die Situation: Das Kind strengt sich beim Lesen an, verliert die Zeile, ist schnell erschöpft oder wirkt beim Lernen unkonzentriert. Oft wird bei Schulproblemen sofort an Legasthenie (LRS), ADHS oder mangelnde Motivation oder Konzentration gedacht. Doch nur wenige wissen, wie stark das visuelle System an all dem beteiligt ist – und wie sehr es beeinflusst, wie ein Kind lernt, liest und sich konzentriert.
Dabei hat „Sehen“ weit mehr Facetten, als eine Brille oder der jährliche Besuch beim Augenarzt erfassen kann.
Sehen ist mehr als gute Augen – es ist ein Zusammenspiel aus Körper, Augen und Gehirn
Die Augen funktionieren wie Kameras: Sie nehmen Bilder auf und schicken sie weiter. Doch interpretiert und verarbeitet werden diese Eindrücke im Gehirn. Erst dort entsteht das, was wir als Sehen, Lesen, Erkennen und Verstehen wahrnehmen.
Wenn Eltern hören, dass ihr Kind gut sieht, bedeutet das deshalb oft nur, dass die Sehschärfe stimmt. Das ist wichtig – aber es ist nur ein kleiner Teil des gesamten visuellen Prozesses. Entscheidend ist, wie gut die Augen zusammenarbeiten, wie stabil das Blickfeld gehalten werden kann, wie präzise Augenbewegungen gesteuert werden und wie schnell das Gehirn all diese Informationen verarbeitet.
Kinder, bei denen diese Abläufe noch nicht vollständig ausgereift sind, wirken häufig abgelenkt, langsam, überfordert oder lesen unter großer Anstrengung. Nicht, weil sie nicht wollen – sondern weil ihr System im Hintergrund unglaublich viel leisten muss.

Warum rein medizinische Augenuntersuchungen oft nicht ausreichen
Augenärztinnen und Augenärzte leisten einen wertvollen Beitrag: Sie prüfen die reine Sehkraft, kontrollieren die Gesundheit des Auges und erkennen Fehlsichtigkeiten.Was in diesen Untersuchungen jedoch nicht erfasst wird, ist wie das Gehirn die visuellen Informationen verarbeitet. Genau an dieser Stelle zeigen sich aber häufig die Schwierigkeiten, die für den Schulalltag entscheidend sind.
Ob ein Kind die Zeile stabil halten kann, ob beide Augen wirklich synchron arbeiten, ob die Blicksprünge beim Lesen gezielt und gleichmäßig sind oder ob das Gehirn die visuellen Eindrücke schnell genug sortiert – all das bleibt bei einer klassischen augenärztlichen Untersuchung meist unberücksichtigt.
Daher lohnt es sich, bei Lern- oder Konzentrationsproblemen immer auch die visuelle Verarbeitung überprüfen zu lassen. Viele Eltern sind überrascht, wie groß dieser Einfluss tatsächlich ist.
Wenn Verhalten plötzlich Sinn ergibt
Kinder, deren visuelles System noch unreif ist, versuchen oft unbewusst, die fehlende Stabilität auszugleichen. Sie fangen an zu zappeln, vermeiden Lesen, schauen weg, verlieren die Zeile oder müssen sich extrem anstrengen, um bei der Sache zu bleiben.Von außen sieht es schnell nach Konzentrationsschwierigkeiten oder einer Lernstörung aus. Doch im Hintergrund kämpft das Gehirn mit einer Aufgabe, die ihm noch zu viel abverlangt.
Es geht dabei nicht darum, Diagnosen infrage zu stellen. Viel wichtiger ist ein ergänzender Blick: Manche Kinder benötigen tatsächlich Unterstützung in Richtung ADHS oder Legasthenie – andere wiederum zeigen ähnliche Symptome, weil ihr visuelles System noch nicht stabil genug ist. Und manchmal trifft beides gleichzeitig zu. Wenn das visuelle Fundament gestärkt wird, fällt vielen Kindern das Lernen plötzlich leichter, selbst wenn eine weitere Diagnose besteht.
Wie frühkindliche Reflexe in das visuelle System hineinwirken
Ein weiterer Aspekt, der Eltern häufig unbekannt ist, betrifft die frühkindlichen Reflexe. Diese Reflexe begleiten Babys in den ersten Lebensmonaten und sollten sich nach und nach integrieren. Bleiben sie jedoch aktiv, beeinflussen sie Körperhaltung, Kopfkontrolle und auch die Augenbewegungen.
Wenn der Körper ständig mit automatischen Restbewegungen arbeitet, fällt es Kindern schwerer, ruhig und stabil zu sitzen oder den Blick entspannt zu halten. Genau diese Stabilität wäre aber notwendig, um mühelos lesen und konzentriert arbeiten zu können. Körper, Wahrnehmung und Gehirn sind immer miteinander verflochten – und die Augen sind ein wichtiger Teil dieses Systems.
Das Gute: Das visuelle System ist trainierbar
Eine der schönsten Botschaften für Eltern ist, dass ein unreifes visuelles System sich entwickeln und stärken lässt. Mit gezieltem Visualtraining, Übungen zur visuellen Wahrnehmung, ENWAKO-Methoden und Reflexintegration lassen sich die grundlegenden Fähigkeiten Schritt für Schritt verbessern. Kinder gewinnen dadurch nicht nur an Konzentration und Ausdauer, sondern erleben oft zum ersten Mal, wie entspannt Lesen und Lernen sein können.
Viele Familien berichten, dass sich der gesamte Alltag verändert: weniger Frust, mehr Motivation, mehr Selbstvertrauen.
Ganzheitliche Unterstützung für nachhaltiges Lernen
Wenn ein Kind lernen soll, braucht es ein stabiles Fundament. Dazu gehören funktionierende Reflexe, ein ausgereiftes visuelles System, eine gute Körperwahrnehmung und ein Gehirn, das die eintreffenden Informationen problemlos verarbeiten kann. Erst dann entsteht die Basis, auf der Lesen, Schreiben, Rechnen und konzentriertes Arbeiten möglich werden.
Deshalb ist es so wertvoll, den Blick über die klassische „reine Sehkraft“ hinaus zu erweitern. Denn vieles, was nach mangelnder Aufmerksamkeit oder Lernschwäche aussieht, hat einen viel tiefer liegenden Ursprung – und lässt sich wunderbar trainieren.
Eltern, die verstehen, wie komplex und gleichzeitig formbar dieses System ist, können ihrem Kind die bestmögliche Grundlage für Schule und Leben schenken.
Mit meinen Kursen begleite ich euch gern auf diesem Weg und zeige dir, wie du dein Kind unterstützen kannst, sein visuelles System zu stärken und damit mehr Leichtigkeit beim Lernen zu gewinnen.
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